Meine nächste Arbeits-und Wirkungsstätte war das Gymnasium im Schulzentrum West (heute Erasmus Widmann Gymnasium) Schwäbisch Hall. Ich unterrichtete teilweise auch am Gymnasium bei St. Michael. Hier, in Schwäbisch Hall fand ich ganz andere Schulverhältnisse vor. Es gab weder einen Schulchor, noch ein Schulorchester. Das Gymnasium im Haal, ehemals Mädchengymnasium zog in ein neues Gebäude; zusammen mit Haupt-und Realschule in das neue Schulzentrum West. Hier mußte echte Aufbauarbeit geleistet werden. Die Anschaffung eines neuen Flügels für die Aula (im Stil der 70er Jahre mit Teppichboden) fiel in meinen Aufgabenbereich, Gott sei Dank!
So konnte und durfte ich in Anbetracht der überaus trockenen Akustik dieses Raumes einen Bösendorfer-Flügel anschaffen. Später kamen noch Scherenpodeste für die Bühne und für Aufführungen dazu.
Meine musikalische Arbeit begann mit der Gründung eines Mädchenchores bzw. eines gleichstimmigen Chores, der entsprechend später mit Männerstimmen ergänzt werden konnte. Bei der Planung für künftige Konzerte wurde mir bewußt, welch interessante, oft unbekannte Literatur es für „Frauenchor“ gibt und das war für mich und alle Beteiligten eine Bereicherung und eine schöne Erfahrung.
Dadurch daß ich teilweise auch am Gymnasium bei St. Michael unterrichtete machte ich bald die Bekanntschaft mit dem dortigen Musiklehrer Herrn Rudolf Chmelar. Mit der Zeit entwickelte sich daraus eine dauerhafte muskalische Zusammenarbeit zwischen dem Pianisten Rudolf Chmelar und mir als Sänger.
Neben Schuberts „Die schöne Müllerin„ war wohl Brahms / Tieck „Die schöne Magelone“ der Höhepunkt dieser einmaligen Zusammenarbeit. Den Brahms-Liederabend haben wir dann auch öfters wiederholt u. a. im Theater der Stadt Baden Baden mit der Schauspielerin Annette Roland als Sprecherin.
Trotz der interessanten Programme, die ich mit dem Mädchenchor erarbeitete, hatte ich immer wieder die Arbeit mit einem gemischten Chor im Blick, ähnlich wie schon in Leonberg (Schüler, Eltern, Lehrer und andere Interessierte). Mit einem solchen erweiterten Chor wollte ich auch etwas ganz besonderes erarbeiten!
Die intensive Zusammenarbeit mit der Jeunesses in Weikersheim blieb auch während meiner Schwäbisch Haller Zeit bestehen. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Mainhardter Vokalquartetts (4 Vokalsolisten), das ich 15 Jahre lang leitete und das bei Schulaufführungen auch solistische Partien übernahm.
Zwei große, sicher ungewöhnliche Aufführungen bildeten den Höhepunkt meiner musikalischen Arbeit in Schwäbisch Hall: Das große Weihnachtsspiel von Carl Orff „Ludus de nato infante mirificus“ und die konzertante Aufführung der Oper „Idomeneo“ von W. A. Mozart.
Bei dem Weihnachtsspiel von Orff, eine Zusammenarbeit mit dem Gymnasium des Klosters Ettal in Oberbayern (Darstellung der Hirten und Hexen in bayerischer Mundart), hatte der gleichstimmige Chor unseres Gymnasiums die Aufgabe die Engelschöre darzustellen. Eine andere Gruppe von Schülern bediente die zahlreichen Orffinstrumente aus denen das Orchester bestand.
Diese Schülergruppe wurde von mir und einem Schlagzeuger des Staatsorchesters Stuttgart ausgewählt (Es handelte sich um Schüler, die im Musikunterricht eine besonders gute Rhytmusnote hatten). Diese bekamen durch den Schlagzeuger des Staatsorchesters Stuttgart alle 14 Tage am Samstag in Schwäbisch Hall Unterricht. Mit den Eltern dieser Schüler hatte ich vereinbart, dass sie im Interesse ihrer Kinder den Unterricht bezahlten. Die guten Leistungen dieser Schüler hatten zur Folge, dass wir bei der Aufführung in der Michaelskirche nur wenige Profis brauchten.
Die Oper „Idomeneo“ wurde von mir u. a. auch deshalb ausgewählt, weil der Chor hier, wie in der antiken Tragödie, eine wichtige Rolle spielt. Durch meine ständigen Kontakte zur Stuttgarter Musikhochschule konnte ich für die anspruchsvollen solistischen Partien junge Absolventen der Gesangsklassen verpflichten. Als Orchester konnte ich die Tübinger Studentenphilharmonie gewinnen.
Zu erwähnen wäre noch unser Musicalkonzert. Die Klavierauszüge der drei Stücke brachte ich von einem USA Aufenthalt mit und habe dann für die mir zur Verfügung stehenden Instrumente eine Partitur zusammengestellt, aus der die Schüler dann gespielt haben. Die Vokalsolisten des Mainhardter Vokalquartetts haben die solistischen Einlagen übernommen.
Mit der Musikschule Schwäbisch Hall, genauer gesagt mit dein Orchester haben wir in der Michaelskirche Schwäbisch Hall eine „Stunde der Kirchenmusik“ gemeinsam gestaltet.