Joachim Gobbert

    • geboren in Hindenburg/Oberschlesien
    • Studium der Schulmusik sowie Gesangsstudium an den Musikhochschulen Weimar und Stuttgart
    • Studium der Geschichte an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
    • Tätigkeit als Musikpädagoge, Konzerttätigkeit
    • Promotion an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main über das pädagogisch-künstlerische Darstellungssystem von Jaques-Dalcroze
  • Seit 1992 freie Künstlerische Tätigkeit, Lehrtätigkeit

Der Schweizer Emile Jaques-Dalcroze (1865 – 1950), Musikpädagoge, Lehrer für Gehörbildung und Harmonielehre am Konservatorium in Genf, Dirigent und Komponist, entwickelte um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert zusammen mit seinen Studenten ein Bewegungs- und Darstellungssystem, das Musik (z.B. musikalische Parameter, Verläufe und Strukturen usw.) durch Körperbewegungen erfahrbar und erlebbar machen konnte.
Dieses System, seiner Funktion nach einerseits eine musikpädagogische Methode, andererseits in seiner letzten Vollendung ein künstlerisches Darstellungssystem, das den Versuch unternahm, musikalisches Geschehen von der Partitur auf körperliche Bewegungen zu übertragen (wobei hier der Körper im Rahmen seiner Möglichkeiten gesehen werden muss). Musik ist also nicht nur hörbar, sondern kann in diesem Fall auch sichtbar gemacht werden.
Der Darstellung des Rhythmus kam in diesem Zusammenhang eine besonders wichtige Rolle zu. Hier ließ sich Jaques-Dalcroze vor allem vom antiken griechischen Musikverständnis leiten, von den Ideen Platons und antiken Rhythmustheorien und versuchte diese Ideen mit der abendländischen Musiktradition zu verbinden. Aus dieser Sicht sind die verschiedenen Bezeichnungen seines Darstellungssystems zu verstehen, die bis auf eine ziemlich missverständlich sind:
Rhythmische Gymnastik, Rhythmik, Plastique animee.
Allein die letztere „Plastique animee“ gibt annähernd das wieder, was sich Dalcroze mit seiner Neuschöpfung vorstellte: Belebte bzw. Bewegte Plastik meint im übertragenen Sinn: Musik durch plastisch-körperliche Bewegung sichtbar gemacht. Das Darstellungssystem von Jaques-Dalcroze hat daher weder etwas mit Rhythmischer Gymnastik als sportlicher Disziplin zu tun, noch mit Rhythmik, bzw. Rhythmisch-musikalischer Erziehung im heutigen Sinn. Es ist auch kein Tanz, sondern es versucht durch einen Kanon von Bewegungen der Arme, der Beine, des Körpers in stilisierter, abstrakt anmutender, geometrisch-symbolischer Gestensprache, gespielte Musik sichtbar werden zu lassen, indem der Körper hier zum „Musikinstrument“ wird und der Darsteller zum „Körpermusiker“.